Leo, lass' die Finger von dem Frollein! Anna Mila Guyenz - Shooting-Star auf dem Catwalk
Gerade wurde die jüngste Staffel von "Germany's Next Top Model" beendet und bei aller Kritik: Ja, da laufen ein paar hübsche Mädchen mit. Allerdings hat Heidi Klums Erfolgsprojekt wahrscheinlich wirklich kaum etwas mit der wahren Welt eines Models zu tun. Es ist eine einzige Show, vor und hinter der Kamera. Wie man es schafft, für eine Show zu laufen oder ein Shooting für ein Produkt zu bekommen und danach wieder man selbst zu sein, das erzählt Anna Mila Guyenz aus Berlin im Interview mit n-tv.de. Wir treffen Anna zum Gespräch zu Hause bei ihren Eltern, als sie mal wieder auf Stippvisite ist, denn die junge Frau wohnt mittlerweile in New York. Hat sie "es" also geschafft? Sie ist für Versace gelaufen, Dolce & Gabbana, John Galliano, Thierry Mugler, Elie Saab, ist das Gesicht der Massimo-Dutti-Kampagne und hat Shootings für die "Vogue" hinter sich. Sie spricht mehrere Sprachen, spielt Klavier und auch wenn sie ein unglaublich sportlicher Typ ist, hat sie diesen Glamour-Blick und das Unverwechselbare, das man braucht, um sich gegen die anderen schönen Mädchen durchzusetzen. Und noch eine Anmerkung für Mister Leonardo DiCaprio: Das Mädel ist glücklich liiert! Und zu jung für dich! Also Finger weg, "Oscar" hin oder her.
n-tv.de: Deine Geschichte beginnt so, wie man sich das ganz klassisch vorstellt: Mit der Mama shoppen gewesen und von einem Model-Scout angesprochen worden, richtig?
Anna Mila Guyenz: (lacht) Stimmt, das Klischee schlechthin. Aber meine Mama war dann so cool, zu sagen, dass ich erstmal die Schule fertigmachen sollte.
Und der, der dich da angesprochen hat, war ja auch kein Unbekannter, sondern Peyman Amin, den wir tatsächlich vor ein paar Jahren an der Seite von Heidi Klum in "GNTM" kennengelernt haben.
Naja, nicht ganz, es war ein Filmteam, das Models gesucht hat für eine Sendung, bei der er in der Jury saß. Aber egal, lange Geschichte, und dann hat er damals seine Agentur PARS gegründet, die sich in Deutschland um mich kümmert. IMG macht das dann international.
Wie alt warst du da?
14 oder 15. Aber bis dahin haben wir, also meine Eltern und ich, das nicht ernst genommen. Aber die blieben am Ball. Peyman hat in mir irgendwas gesehen, großes Potenzial (lacht), aber es war klar: Ich mach' die Schule fertig. Ich sehe manchmal Mädchen auf Shootings, die sind 15 und haben die Schule abgebrochen und ich denke dann immer, dass das doch ein extrem vergänglicher Beruf ist, was macht man danach?
Klingt sehr vernünftig.
Ja, aber in dem Alter kann man noch nicht wirklich für sich entscheiden, finde ich. Ich war dann mit Mama, als ich 15 wurde, bei IMG in Paris für Testshootings, und die haben mich dann aufgenommen in ihre Kartei. Ab und zu hatte ich dann kleine Jobs, aber immer in den Ferien. Mir war auch klar, dass ich studieren will. Mit 18 habe ich Abi gemacht. Aber eigentlich wüsste ich jetzt auch nicht so wirklich, was ich studieren wollen würde. Medien, Psychologie, was Cooles …
Das läuft dir ja nicht weg.
Stimmt. Durch meine viele Reisen inzwischen lerne ich viele Leute kennen und kann mir ein Bild von Berufen machen, die gar nicht infrage kommen (lacht) und ich kann mir aber auch viele Gedanken machen, denn oft ist man unterwegs ja auch alleine. Deswegen genieße ich das zu Hause immer besonders.
Können wir über deine Figur reden?
Ja klar, ich habe natürlich angefangen, mich für gesunde Ernährung zu interessieren, ich laufe ganz viel und habe auch oft Yoga gemacht, vor allem, als ich in Australien war. Es wäre Quatsch zu behaupten, dass man nicht auf seine Figur achtet, vor allem wenn man weiß, dass Castings oder ein Shooting oder eine Fashionweek anstehen. Dann wird man vermessen. In Paris sind die besonders streng. Aber danach esse ich wieder ganz normal und auch sehr gerne. Wenn ich mal keinen Sport mache, genieße ich das, aber nach einer Weile fehlt mir das dann auch. Und ein paar so richtig gesunde Gerichte hab' ich inzwischen auch drauf (lacht)!
Was ist dein Lieblingsessen?
Wenn ich mir was gönne, dann eine Pizza. Aber ich liebe auch Fisch. Und Schnitzel.
Und wenn Mama kocht?
Ihr Thaicurry.
Wer darf dich kritisieren?
Meine Familie, meine Freunde. Die sagen mir auch, wenn ich zu dünn bin, was ich manchmal gar nicht so merke, wenn ich alleine unterwegs bin. Auch meine Agentur sagt mir, wenn ich übers Ziel rausgeschossen bin. Und dann esse ich Burger und Pizza und noch 'ne Pizza - es gibt echt Schlimmeres, als essen "zu müssen". Schlafen ist auch wichtig! Man muss gesund aussehen. Ich bin eher ein extremer Mensch und deswegen zelebriere ich das alles, sowohl das eine als auch das andere.
Wie lenkst du dich ab?
Ich lese gerne, ich gucke immer Nachrichten (lacht) und ich will noch mehr Sprachen lernen.
Französisch hat Sinn, oder?
Ja, auf jeden Fall, wenn ich länger dabei bleibe. Ich muss noch was erzählen, was mir total wichtig ist.
Bitte …
Nach der Schule war ich sechs Wochen in Thailand und hab' da Freiwilligenarbeit gemacht, mit Kindern und Tieren, bin gereist mit dem Rucksack. Da war ich 18 und ich war ganz allein unterwegs. Mit 19 bin ich dann nach Istanbul und habe meine ersten Jobs bekommen: Harper's Bazaar, Elle, für Lookbooks, das war super.
Da hast du in einer WG gewohnt, oder?
Ja. Das war aber nicht so ganz mein Ding, sieben Mädchen und ein Bad (lacht), das haut nicht hin.
Klingt anstrengend.
Ja, privat wäre mir das egal, aber wenn so viele Mädchen sich für Jobs fertig machen, ist das nichts.
Aber du musst ja ganz natürlich sein, wenn du dich präsentierst, oder?
Ja, kein Make Up, höchstens Concealer, Jeans, T-Shirt, fertig. Ich schminke mich eh nicht gern. Seit ich modele, mag ich Jogginghosen noch viel mehr als vorher (lacht). Styling ist Arbeit.
Erkennst du dich auf Fotos?
Das ist schon komisch manchmal, wenn ein Stylist an dir dran war, nachdem du morgens noch gedacht hast: "Mensch, geht ja gar nicht heute" (lacht). Und dann – krass, mit Haaren und Make Up, und du bist ein anderer Mensch.
Wo war deine erste Fashion Week?
In Istanbul. Die kannst du aber nicht vergleichen mit Paris oder Mailand oder New York, der Markt ist viel kleiner, die Designer unbekannter, aber das war super für den Anfang. Ich war trotzdem sehr aufgeregt! Und ich habe gelernt, in Highheels zu laufen, das konnte ich vorher noch nicht so gut, hab' ich bei meiner Größe keinen Sinn drin gesehen.
Wie groß bist du?
1,79 Meter. Guter Durchschnitt.
Für Models.
Ja.
Und dann?
Bin ich nach Australien gegangen, das war mein Highlight. So ein fröhlicher Kontinent! Die sehen das Leben ein bisschen leichter, finde ich.
Trifft man andere Models, die man schon kennt, immer wieder?
Ja, wenn man London-Paris-Mailand-New York macht, dann schon. In Sydney oder Melbourne jetzt nicht unbedingt.
Wie ist das denn, wenn man mit Gigi, Kendall und Co. gemeinsam läuft?
(lacht) Ich kannte die am Anfang gar nicht, peinlich, meine Freundinnen haben mir das dann gesagt, dass ich mit denen laufe! Ich hab' mal Alessandra Ambrosio und Doutzen Kroes getroffen, die find' ich schon gut. Und die müssen auch erste eine Stunde vor der Show kommen, kriegen direkt Hair und Make Up.
Und du?
(lacht) Vier Stunden früher! Und die Supermodels sind auch gleich nach dem Laufen wieder weg.
Machst du dir Gedanken darüber, dass du auch mal so einen großen Namen haben könntest?
Schon, aber das ist weit weg. Und es kommt mir noch recht unrealistisch vor. Und ich weiß, dass ich mich in einer Traumwelt bewege. Wenn ich nach Hause komme, dann wird mir das klar, alle anderen studieren zum Beispiel.
Hast du Angst, dich von deinen Leuten oder deiner Welt zu entfernen?
Nee, ich bleibe ich. Ich hasse Oberflächlichkeit. Und vielleicht habe ich sogar zwei Gesichter: Eine Anna, die modelt, und eine Anna, die es für ihre Familie und Freunde gibt. Ich steh' gern im Rampenlicht, bin aber trotzdem gern zu Hause.
Sind deine Freundinnen eigentlich neidisch?
Überhaupt nicht, die sind total an allem interessiert und mega stolz auf mich (lacht). Ich will ja auch wissen, was sie so machen, was sie studieren und sonst so erleben.
Legst du dein Geld auf der Bank oder in Handtaschen an?
Ich gehe gern schick essen und liebe es, Urlaub zu machen. Das selbst zu bezahlen, macht mich schon stolz. Aber ich spare auch, falls ich mal an einer Privat-Uni studieren will oder so, dann habe ich alle Freiheiten.
Ist das Modeln für dich also eine vorübergehende Sache?
(zögert) Das kann ich jetzt nicht sagen. Wenn es so weiterläuft wie bisher, auf keinen Fall. Ich lasse mich jetzt jedenfalls hundertprozentig drauf ein.
Was stört dich am meisten am Model-Job?
Dass vieles nicht planbar ist und man immer spontan sein muss. Also einfach mal ein Wochenende wegfahren kann man oft vergessen, wenn ein richtig guter Job reinkommt. Das ist wirklich schwer für mich, denn ich bin ein Mensch, der gerne plant. Ich habe Listen (lacht). Ich will mich aber überhaupt nicht beklagen, es ist ehrlich gesagt, gerade einfach nur aufregend!
Klingt doch fantastisch.
Es kann schon ganz schön ruppig sein untereinander, man ist bei einigen eben "nur" das Model. Und manchmal trifft man solche Ikonen wie Donatella Versace oder Anna Wintour, das ist auch irgendwie einschüchternd Aber es gibt auch viele Designer, die total herzlich sind, wie die beiden Jungs von DSquared2 (Anm.: Dan und Dean Caten), die nehmen einen auch mal in den Arm, das tut ganz gut (lacht).
Ich habe Fotos von dir auf Instagram gesehen ...
Oh ja, oh mein Gott, die Seite macht meine Agentur und da bin ich wirklich froh drüber, denn ich würde gar nicht so viele Bilder von mir zeigen, normalerweise. Inzwischen mache ich meine Seite selber und das macht sogar Spaß.
Du bist immerhin Model.
Ja, aber ich hab' da bisher immer meine Freunde und mich gepostet und nicht Fotos von Shootings oder dem Catwalk. Und da würde ich auch nicht "so proud" hinschreiben, sondern so etwas wie "schöner Tag" (lacht).
Mit Anna Guyenz sprach Sabine Oelmann