Frau Stegner, Sie sind eines der weltweit erfolgreichsten High Fashion Models, haben für Luxusmarken wie Boss, Prada oder Dolce & Gabbana gearbeitet und sind jetzt zum zweiten Mal " Botschafterin" der Berliner Fashion Week. Wieso kennt Sie in Deutschland kaum einer?
Das geht ja nicht nur mir so, auch Kolleginnen wie Luca Gadjus, Toni Garrn oder Katrin Thormann kennt in Deutschland keiner. Dafür kennt jeder die Mädchen aus "Germany's Next Topmodel", obwohl die nicht unbedingt Model-Qualitäten haben. Supermodels wie Christy Turlington, Claudia Schiffer oder Linda Evangelista, die ja jetzt alle ihr Comeback haben, gehören eben einer anderen Generation an.
Wieso hat sich das so geändert?
Angeblich weil die Models zu zickig wurden, zu viel Geld verlangt haben. Es liegt aber auch daran, dass zurzeit Schauspieler auf den Zeitschriftentiteln gefragt sind.
Sie wurden als knapp 15-Jährige auf dem Münchner Oktoberfest entdeckt. Wie ging es weiter?
Ich habe sehr viel Glück gehabt und konnte gleich am Anfang, 2003, für Tom Ford die großen Schauen in Mailand und Paris für Gucci und Yves Saint-Laurent machen. Dann kam das Cover für die italienische Vogue.
Was war der erste Job, auf den Sie so richtig stolz waren?
Eine meiner ersten Sachen, die ich echt cool fand, war 2002 in Paris, wo ich fürs Cover der französischen Elle fotografiert wurde. Als die dann raus kam, war ich sehr stolz. Ich hatte eigentlich geplant, auf die Fachoberschule zu gehen und BWL zu studieren. Nach dem Shooting hat man mich aber überredet, hauptberuflich als Model zu arbeiten, weil von da an auch viele Leute interessiert waren.
Später sind Sie dann nach New York gezogen. Warum?
Es ist einfach die Modehauptstadt, die meisten Shootings finden hier statt. Anfangs bin ich hin und her gereist, weil ich Deutschland auf keinen Fall verlassen wollte. Aber nach zwei Jahren wurde mir das zuviel, und ich habe mir in New York eine Wohnung gesucht. Damals ist auch Luca Gadjus hergezogen und eine gute Freundin von mir geworden. Und ich lernte meinen Freund, den Modefotografen Steven Pan, hier kennen.
Welche Eigenschaften muss ein gutes Model mitbringen?
Am Anfang musst du vor allem zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Aber dann musst du dich natürlich beweisen. Die Leute buchen dich nicht nur, weil sie finden, dass du gut aussiehst. Natürlich musst du gut modeln, also dich gut vor der Kamera bewegen und ein ausdrucksstarkes Gesicht machen können. Aber die Leute müssen dich auch mögen und Lust haben, mit dir zu arbeiten.
Ist Ihnen in Ihrem Beruf schon mal etwas Peinliches passiert?
Ich bin auf dem Laufsteg hingefallen. Aber das passiert halt mal. Durch einen Bänderriss, den ich vor ein paar Jahren hatte, habe ich Probleme mit meinem Knöchel, so dass es für mich noch schwieriger ist, in hohen Schuhen zu laufen, als für andere. In dem Fall waren aber nicht die Schuhe schuld, die Hose war zu lang und ich bin auf den Saum getreten.
Ich habe gelesen, Sie spielen gerne Basketball.
Können wir du sagen? Ich fühle mich sonst so alt.
Klar. Du spielst gerne Basketball?
Stimmt. Ich habe früher auch in Ismaningen im Verein gespielt. Während meiner ersten zwei Modeljahre habe ich versucht, das aufrecht zu erhalten, aber als ich nach New York gezogen bin, habe ich damit aufgehört. Heute gehe ich jeden Morgen ins Fitnessstudio, da habe ich einen Personal Trainer, mit dem ich arbeite. Ich treibe generell gerne Sport. Im Sommer gehe ich Surfen, im Winter Snowboarden.
Und wenn du hinfällst? Sind Schrammen und blaue Flecken nicht problematisch bei deinem Beruf?
Ach, wenn ich keine blauen Flecken habe, dann stimmt irgendwas nicht. Ich renne auch andauernd in Sachen rein. Wenn zum Beispiel die Tür halb offen steht, schaffe ich es in den Türrahmen zu laufen. Klar, kann ich den Basketball auf die Nase kriegen, aber ich kann theoretisch auch jederzeit auf der Straße ausrutschen.
Außerdem gibt es ja Maskenbildner.
Genau.
Was trägst du privat am liebsten?
Das kommt ganz auf meine Stimmung an, aber im Großen und Ganzen ist mein Stil schon sehr relaxed: Jeans - im Sommer kurze Jeans - und T-Shirt.
Und wenn du dich schick machst?
Was ich im Moment sehr gern mag, sind Hosenanzüge. Und diese Achtziger-Jahre-Blazer. Ich habe von meiner Mutter so einen alten mit Schulterpolstern aus dem Schrank geholt. Jedes Mal, wenn ich den trage, werde ich gefragt, von welchem Designer der ist.
Wenn du spontan Lust hättest, dir die Haare abzuschneiden, ginge das?
Nee. Ich habe ja einen Vertrag mit Maybelline und müsste die fragen.
Wenn man für die ganzen großen Luxuslabels arbeitet, kriegt man da eigentlich viel geschenkt?
Schön wär's. Wenn man Schauspieler ist, dann ja. Wenn man Model ist, eher selten. Bei Hugo Boss waren sie allerdings immer sehr lieb und haben mir auch mal ein Kleid geschenkt, das ich auf dem Laufsteg getragen habe, aber es sind nicht alle so spendabel.
Was gefällt dir an dem Beruf überhaupt nicht?
Das viele Herumreisen. Einerseits bin ich an viele tolle Orte gekommen, die ich sonst nie gesehen hätte, andererseits bin ich jemand, dem es ganz schwer fällt, von zuhause wegzugehen. Vor allem dieses Kurzfristige, das ist eigentlich das Schlimmste für mich. Gestern zum Beispiel bekam ich einen Anruf, dass ich am gleichen Tag noch nach London fliegen sollte. Da hatte ich aber schon einen anderen Job in Rhode Island.
Es heißt, dass du eine Wohnung in Berlin suchst und zurück nach Deutschland ziehen willst. Hast du schon eine gefunden?
Nein, ich habe noch keine Wohnung in Berlin. Das war auch mehr als Investition gedacht. Wenn ich demnächst zur Fashion Week komme, hoffe ich, dass ich Zeit habe, mir ein paar Wohnungen anzuschauen.
Was vermisst du denn in New York?
Ganz allgemein vermisse ich die deutsche Mentalität. Ich bin schon sehr deutsch. Ich mag das deutsche Essen unglaublich gerne, vor allem das Bayerische. Und einfach die gute Küche meiner Mutter. Ich vermisse meine Familie und Freunde. Obwohl ich natürlich auch hier Freunde habe und New York ist ja eine sehr weltoffene Stadt mit unglaublich netten leuten ist, in der ich mich absolut wohl fühle. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, den Rest meines Lebens hier zu verbringen. Ich bin in einem Haus mit Garten aufgewachsen und das wünsche ich mir auch für meine Kinder.
fr-online.de
THAT i got to see, hahahhahahaa
Thank you French Elle for booking Julia!
