Pricciao
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In Kirchheim daheim, in der Welt zu Hause
Berthold Rothas: Das neue Gesicht der New Yorker Modeszene kommt aus Kirchheim
Kirchheim. Nicht einmal zwei Jahre ist es her, da entschied sich Berthold Rothas zum bisher größten Schritt seiner Karriere. Nach dem Abitur an der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule und dem Zivildienst begann der Kirchheimer ein Schauspielstudium an der renommierten First Film Academy in Wien. Doch eine Reise durch die USA mit seinem besten Freund war es, die ihn dazu bewog, das Filmstudium für eine Karriere als Model an den Nagel zu hängen. Michael Veit vom Teckboten traf das neue Gesicht der New Yorker Modeszene in seiner Heimatstadt.
Hallo Berthold. Was machst du im Moment in Kirchheim?
BERTHOLD: Ich besuche meine Eltern und meine Freunde. Zwar bin ich in Rumänien geboren, aber ich fühle mich trotzdem als echter Kirchheimer!
Du lebst zurzeit in New York. Wie ist es dazu gekommen?
BERHOLD: „Letztes Jahr wollte ich mit meinem besten Freund auf eine Reise gehen, die man nur einmal im Leben macht. Nach vielen Überlegungen haben wir uns für eine Rundreise durch die USA entschieden. Wir haben die größten Städte bereist – Los Angeles, San Francisco, Las Vegas, Miami und Chicago. Als wir am Ende in New York ankamen, wurde ich sofort für die New York Fashion Week gebucht und kehrte Ende August, schon einen Monat nach Ende der Reise, nach New York zurück.
Wie war das, als du aus der Schule in Wien in die schillernde Modewelt in New York gekommen bist?
BERTHOLD: Das war etwas ganz anderes. Zwar waren die Lehrer an der Schauspielschule im Unterricht schon sehr frei in ihrer Art, aber die Modebranche ist gerade in New York doch viel ausgelassener und verrückter als das akademische Leben. Die ersten Wochen in New York haben mich total überwältigt.
Hast du auch Schattenseiten in der Modeindustrie kennengelernt?
BERTHOLD: „Natürlich gibt es die. Man besucht Castings und wird mit einem Blick ausgemustert. Man steht unter Druck und es ist wichtig zu entscheiden, wie man mit diesem Druck umgeht. Manche Menschen halten diesem Druck nicht stand, aber für mich ist dieser Druck positiv. Man sollte das alles nicht zu persönlich nehmen. Das ist das Geschäft.“
Kann man sich in der Modewelt treu bleiben?
BERTHOLD: Das kann einem schon schwerfallen, weil manche Designer, mit denen man in der Vergangenheit vielleicht zusammengearbeitet hat, einen plötzlich nicht mehr buchen wollen. Viele ändern von Saison zu Saison radikal ihren Stil. Mir ist es wichtig, am Abend mit dem zufrieden zu sein, was ich am Tag geleistet habe. Und das passiert in meinem Job Gott sei Dank häufig genug.
Hast du schon Aufträge abgelehnt?
BERTHOLD: Es gab einen Friseur in New York, für den ich eine Laufsteg-Show gemacht hatte. Der wollte meine Haare schneiden. Obwohl mir ein fünfstelliger Geldbetrag geboten wurde, hat meine Agentur diesen Auftrag für mich abgelehnt. Es gibt wenige langhaarige Models, die wirklich gefragt sind – das ist mein Markenzeichen.
Welchen Tipp würdest du jemandem geben, der anstrebt, Model zu werden?
BERTHOLD: Man sollte die Sache schon ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Sonst ist man mit den Menschen, mit denen man arbeitet, nicht mehr auf einer Augenhöhe. Auch wenn viel Geld auf dem Spiel steht: Am Ende ist es nur ein Job. Die Persönlichkeit ist ausschlaggebend für den Erfolg. Es gibt sehr viele gut aussehende, talentierte männliche Models und nur eine kleine Gruppe von ihnen ist auf den Laufstegen zu sehen. Diese Leute haben eine besondere Ausstrahlung, die man spüren kann, wenn sie einen Raum betreten. Das wollen die Designer.
Kann man trotz Konkurrenzdruck auch Freundschaften in der Branche knüpfen?
BERTHOLD: Nachdem ich eine Fashion* Week in New York hinter mich gebracht habe, ist mein Facebook-Account immer aus allen Nähten geplatzt. Dann hatte ich statt der 120 wahren Freunde plötzlich 800 Freunde mehr auf meiner Liste. Mittlerweile konnte ich aber auch viele gute Freundschaften schließen. Inzwischen habe ich auch einen festen Freundeskreis in New York.
Was war dein bisher größtes Erlebnis als Model?
BERTHOLD: Ich war eigentlich von Anfang an sehr glücklich, aber mein bisher größtes Erlebnis war mein schneller Einstieg in New York. Viele Models brauchen Monate, um dort überhaupt angenommen zu werden, und ich konnte von dort aus meinen Weg beginnen. Das hat alles super einfach gemacht. So wurden auch sehr schnell die großen Fotografen und Agenturen auf mich aufmerksam. Ich konnte schon bald mit Größen wie Steven Meisel für die italienische Vogue oder Mario Testino für Lancome in Paris zusammenarbeiten. Das waren schon besondere Erlebnisse.
Wie hat dich deine Zeit in Kirchheim geprägt?
BERTHOLD: Meine Zeit hier war nicht immer leicht. Als ich in der Grundschule war, war ich Außenseiter. In meiner Teenagerzeit war ich nicht der Schlankste. Ich habe dann angefangen, Sport zu treiben, was mich stark gemacht hat. Dadurch habe ich mir dann immer mehr zugetraut. So habe ich gelernt, mir viel zuzutrauen, was gerade in dieser Branche sehr wichtig ist. Die Konkurrenz schläft nicht und wenn man nicht über seine Grenzen hinausgeht, ist man schnell hinterher
Wie wichtig ist Kritik für dich?
BERTHOLD: Kritik ist ein schwieriges Thema. Sie wird meistens nicht offen geäußert. Kritik wird einem indirekt entgegengebracht, wenn man lautlos einen Auftrag verliert, der eigentlich sicher gebucht war. Es gibt viele solche Situationen, aber am besten ist es, auf die Agentur zu hören. Die können einem meistens sagen, was nicht stimmt, dass man beispielsweise seinen Kleidungsstil ändern oder ein bisschen mehr ins Fitnessstudio gehen sollte. Kritik ist natürlich gesund, denn ohne sie wird man auch nicht besser.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
BERTHOLD: Natürlich gibt es viele, die sich von den vielen Reisen und vom Geld verblenden lassen. Aber ich sehe das anders. Ich bin immer noch sehr ehrgeizig und habe noch so viel vor. Alles andere versuche ich auszublenden. Wohin mich mein Weg am Ende führt, wird man noch abwarten müssen.
Auf Reisen oder im Job muss man in deinem Beruf viel Wartezeit überbrücken. Was machst du in dieser Zeit?
BERTHOLD: Als ich in New York vor Kurzem den TV-Werbespot für die Pumakampagne abgedreht habe, musste ich sehr lange warten. Es ging um fünf Uhr morgens los mit dem Make-up. Dann sind erst mal die anderen dran. Der Dreh ging bis zwei Uhr. In dieser Zeit musste ich teilweise sechs bis sieben Stunden am Stück warten. Je größer die Produktion ist, desto mehr Zeit muss man natürlich überbrücken. Das ist auch einer der Punkte, die man sich am liebsten wegwünscht. Meistens unterhält man sich dann mit den Mädels oder schaut sich auf dem Laptop einen Film an.
Wie unterscheidet sich das Leben in Deutschland von dem in New York?
BERTHOLD: Die Deutschen haben ein gefestigteres Leben. Das kann man zwar nicht generell sagen, für Kirchheim gilt das aber ganz besonders. In New York erweitert sich dein Horizont natürlich gewaltig. Wenn man dort abends nach Hause kommt, hat man so viele Eindrücke, von der Stadt, von den Menschen, die man trifft und den Orten, die man sieht. All die Eindrücke prasseln den ganzen Tag auf dich ein. Man kann sehr viel lernen. Kirchheim ist da viel gemütlicher. Die Menschen haben einen geregelten Tagesablauf. Das gibt es in New York zwar auch, aber die Aura der Stadt ist eine ganz andere. Man ist abends meist unterwegs, selbst wenn man einen anstrengenden Tag hinter sich hat. Das gibt dem Leben Energie und Spontanität. In Kirchheim ist das Leben dafür viel entspannter. Mir persönlich gefällt dieser Kontrast.
Denkst du, du kannst irgendwann mal wieder einen gemäßigten Lebensstil führen?
BERTHOLD: Natürlich wird irgendwann einmal die Zeit kommen, in der ich die ganzen Eindrücke verdauen muss. Und da suche ich dann meinen Fixpunkt, meine Heimat auf. D‘rhoim bin i hier. Das würde ich schon sagen. Ich bin in Kirchheim daheim, aber ich bin in der Welt zu Hause.
Bist du vor Auftritten manchmal noch aufgeregt?
BERTHOLD: Am Anfang war das natürlich alles ganz aufregend. Man ist da nervös, weil alles so riesig ist. Dazu kam dann auch noch, dass gleich bei meiner ersten Show berühmte Menschen wie Zinédine Zidane da waren. Ich durfte ihm die Hand schütteln und das war natürlich schon sehr aufregend. Aber das ist normal. In der Zwischenzeit habe ich gelernt, mit den Menschen anders umzugehen. Man muss mit den Menschen auf Augenhöhe bleiben.
Hast du vor, noch einmal als Schauspieler zu arbeiten?
BERTHOLD: Die Schauspielerei ist definitiv noch ein Ziel, das ich anstrebe. Aber im Moment lerne ich mit meinem Job noch mehr, als ich es in der Filmakademie je könnte. Deshalb bleibe ich erst mal bei meinem Modeljob. Ich will möglichst viel Inspiration aus der Modebranche mitnehmen. Für meinen Bruder werde ich demnächst ein Musikvideo aufnehmen und Regie führen. Da werde ich versuchen, möglichst viel von meinen Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Solange ich mich kreativ frei entfalten und damit auch noch Geld verdienen kann, ist das für mich perfekt.
Was steht für dich als Nächstes auf dem Programm?
BERTHOLD: Ich werde in Kürze nach Ibiza fliegen. Da haben wir dann zuerst noch ein kurzes Shooting, aber eigentlich werde ich dort noch ein bisschen Urlaub machen. In wenigen Wochen geht es dann schon wieder zurück nach New York. Ende August beginnen dort bereits die Vorbereitungen auf die Fashion Week im September. Da lohnt es sich, so früh wie möglich dran zu sein.
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